Da sind wir wieder. Zeit für ein Statement in der Nachweihnachtszeit. Die Zeit 'zwischen den Tagen' sagen die Einen und meinen den Zeitraum zur Überbrückung der beiden Feiertage Weihnachten und Silvester. Quasi so wie die Olympiade die Zeit zwischen zwei Spielen überbrückt. Eine treffliche Beschreibung der scheinbar unwichtigsten Zeit des Jahres, zwischen Gänsebraten und Raclette, zwischen Magenbitter und Bierexzess, zwischen Familie sehen müssen und Freunde treffen wollen (manchmal auch vice versa). Die Anderen sprechen von der Zeit 'zwischen den Jahren' und denken dabei an den ungenutzten dayspace zwischen dem kirchlichen und dem weltlichen Jahr. Deutlicher kann man die Jahre auch nicht abgrenzen als mit dem feierlichen hochheiligen Ereignis von Jesu Geburt auf der einen und dem kalten, harten, technischen Umschalten eines funkgesteuerten Zeigers einer Atomuhr auf der anderen Seite. Aber auch hier scheinen diese Tage dazwischen bar jeder Sinnhaftigkeit und ohne jeden Nutzen.
Beide Lager, vollgestopft mit Gänsebraten, Stollen und Marzipankartoffeln, wälzen sich gemütlich in den Restkrümeln der Nachweihnachtssofaritze und stellen dem unerwartet erscheinendem Gast in beiden Fällen nur die eine Frage. Nur EINES ist wichtig. Nur ein einziges Thema ist der Klärung wert, unabhängig von der treffenden Bezeichnung des in Frage stehenden Zeitraumes. Der gemästete Weihnachtskonsument möchte von seinem Gegenüber nur das eine wissen : "und? Musst Du arbeiten?", nicht ohne die Mundwinkelmuskulatur sofort prophylaktisch auf 'Mitleid' zu polen. Dabei gibt es kaum etwas entspannteres, als in diesem Zeitraum zu arbeiten, denn wer hier sitzt ist offenbar genauso gestrandet wie man selbst. Der Kollege am Nachbartisch wird schon seinen Grund haben, warum er die Zeit lieber hier zwischen Büroutensilien und Händedesinfektionsgel verbringt und die nette Kollegin mit der tollen Familie die ganzjährige Fotorumzeigzeit hat, sitzt sicher auch nicht ohne Grund hier. Auszeit von der Auszeit. Erholung durch Arbeit. Wer hätte das gedacht.... Aufstand der Gleichdenkenden.
Ich denke zurück an die Weihnachtstage und muss immer vor allem an meine über 90 jährige Oma denken. Sie hält den Laden zusammen. Immer schon. Sie ist die Golddublone am Hauptmast der Pequod und irgendwie auch Loriots verschollene Tochter. Ich liebe es, sie aufzuziehen und dann abzuwarten bis sie mit diesem Blitzen in den Augen zurück pfeffert. Dieses Jahr ist sie mit Gehstock unterwegs und der jugendliche oder junggebliebene geneigte Betrachter kommt nicht umhin festzustellen, dass sie die Gehhilfe und ihren Gehrythmus ganz klar nicht von Kapitän Ahab oder ihrem Alter Ego, Queen Elisabeth II, übernommen hat, sondern eindeutig von Meister Yoda. Die Körpergröße kommt auch hin, sorry Oma! Und so bringen wir ihr im Crashkurs das Wichtigste über Star Wars und die Jedi bei. Zwischen Rinderroulade und Zimteis besteigt sie den Millennium Falken und durchquert die Galaxie. Nicht ohne das Ganze mit einem nüchtern trockenem "aha..." direkt im Ablagefach P zu versenken. Wir kommen uns vor wie pubertierende Pennäler, gescheitert an Oma Else Rex, zerschellt am Eisberg.
Und schließlich steht sie auf und sagt "Zur Toilette ich will. Pipi ich muss." Ich liebe meine Oma. Und ich glaube, das ist der Geist der Weihnacht, der mich berührt. Damit fülle ich jetzt meine jedenfalls unpräzise betitelten Feiertagszwischenräume und komme easy durch die Jahresendarbeitszeit. Alles wird gut. Die Jedi sind zurück.