Da sind wir wieder. Was soll ich sagen... Zeit für ein sehr persönliches Statement. Eine message. Einen supportact. Ich werde zum sidekick eines hidden hero. Keine Liebeserklärung, aber ein stiller Ruf der Zuneigung, der Verbundenheit. Der energische und energetische Hinweis eines geneigten Zusehers, eines multimedialen Konsumenten, eines frühmorgentlichen Fernsehguckers. 'Einer muss es machen!' würde Sido sagen.
Den Schlaf in den Augen, die Kaffeetasse in der Hand, schalte ich den Fernseher ein. Es ist fünf Uhr dreißig. Natürlich das ARD Morgenmagazin. Das MOMA. Auf dem halbrunden Sofa sitzen die üblichen Verdächtigen. Der freundliche, extra legere Sportmoderator etwa, auf dessen Kopf ein Opossum mit Mittelscheitel verendet zu sein scheint, der etwas steife Wetterfrosch, der immer wenn er ins Bild hüpft aufgeregt 'Isobarenkarte' quakt und eine quietschige Jungmutter mit Intellektuellenhabitus werfen sich die Überleitungsbälle zu, dass es nur so kracht. Sie scherzen belanglos umher und füllen das Studio mit Phrasen und Worthülsen, dass man schreiend weglaufen möchte. Zuletzt gab es für diese Qualität mal Echos, aber das ist ein anderes Thema. Man möchte sie schütteln, ihnen das gepunktete Einstecktuch verbiegen oder... einfach ausschalten. Ginge ja theoretisch. Nun ja. Was tun sie da? Der regelmäßige Zuschauer weiß es natürlich : sie überbrücken lediglich die eine Minute zwanzig bis zur Schalte zur Tagesschau. 'Hach, seht wie locker ich bin!' trifft auf 'ey. Ich arbeite voll an meiner Credibility!' nur um die Zeit totschlagen. Profis. Oder so ähnlich. Ich fühle mich wie Tyler Durden mit einem Eimer Seifenrohmasse und bin kurz davor mich zu übergeben.
Dann: die Erlösung. 'Wir geben nach Hamburg zur Tagesschau!'. "hoffentlich ist das weit genug weg von Köln, denke ich. Ja ist es. Es betritt die Bühne: meine Heldin. Die unbekannte, die verkannte Größe. Die eine. The one and only. Susanne Daubner. Für einen Moment herrscht Stille. Nicht die unverfängliche, leichte Stille. Die andere Stille. Eben noch das Gegacker der Kölner Käfighaltung im Ohr. Jetzt IHR Blick. Wie in Alien 4, wenn das Wesen aus dem All den unsympathischen Wissenschaftler ansieht, der die Hand am Schalter für die Stickstoffeinleitung hat. Der Blick von Morgan Dexter wenn er jemanden auf dem Tisch hat. DER Blick. Und Stille. Sie sitzt hinter ihrem Sprechertisch, im natürlich perfekten, aber nie effekthaschenden oder aufdringlichen Kostüm. Sie gibt dem Stoff ein paar sehr weibliche Rundungen um die er sich zu legen hat. Ihr Sitz ist aufrecht und gerade, ihre Haare eins A drapiert. Das Make up dezent. Hier sitzt eine erstklassige Lady. Eine richtige Frau. Eine mit Stil und Esprit, mit Meinung und Köpfchen, meilenweit entfernt von den Dublettengirls der Privatsender oder selbst den direkten, jüngeren, schlankeren, gefälligeren und.... langweiligeren! Sprecherinnen, die immer wieder versuchen, eigene Sendungen zu kriegen, die dann aber nach einer Nanosekunde Sendezeit wieder im Nexus der Belanglosigkeit verschwinden. Oder nachts auf 3Sat laufen. Diese hier hat Klasse. Bahn frei!
Noch immer herrscht Stille. Ihre Mundwinkel beben leicht. Es ist völlig klar. Natürlich hat sie auch mitgekriegt was die drei Sympathieträger da in Köln abgeliefert haben. Die Pausenclowns von kurz vor halb sechs. Der WDR Kindergarten. Sie hat es gesehen. Jepp. Glasklar. Und es widert sie an. Ich fühle mich verstanden, trinke noch einen Schluck Kaffee und rücke mich instinktiv in eine aufrechtere Haltung. Sie beginnt zu sprechen. 'Guten Morgen' sie zögert '... nach Köln...' und wieder eine Pause. Minimal zu lang. Man könnte es für Unsicherheit halten, wurde sie vielleicht von der Schalte überrascht? Ach Freunde. Das ist es ja. Eben nicht. Don't try this at home. She's a professional. Ihre Augen sagen es. Sie muss das hier nicht machen. Sie könnte ganz wo anders sein. Sie hätte Atomphysikerin werden können oder Unterwäschemodel. Aber sie sitzt in Hamburg bei der Tagesschau. Für die Zuschauer. Für uns. Für MICH . Sie bringt die Qualität auf den Bildschirm, die wir verdienen. Und dieses Baby bringt sie täglich in Steißlage zur Welt, während die anderen nur oberflächlich an ihren Gummischnullern nuckeln. Mit der Stimme von Kathleen Turner beendet sie die unsägliche Stille : 'und Guten Morgen verehrte Zuschauer.' Sie beginnt zu arbeiten. Sie liefert ab. Wie immer. Und ich bin mir sicher, dass Tick, Trick und Track in Köln das mitgekriegt haben. In the face. Gedissed um 5 Uhr 32. Glückwunsch Und Danke an Susanne Daubner. Bis morgen früh. Ich freu mich drauf.