Da sind wir wieder. Heute mal etwas nachdenklicher, mit einem angedeuteten Anflug von Selbstreflexion. Und nicht ganz so kurz angebunden wie sonst. Vielleicht auch mit Statement.
Aber es ist viel passiert. Qualitativ, nicht quantitativ. Jemand hat mal gesagt "Bei allem im Leben geht es letztendlich um Sex, außer beim Sex. Da geht es nur um Macht.". Tolle Aussage. Hat aber hiermit gar nichts zu tun, denke ich. Was wünschen wir uns? Vom Leben? Von der Partnerin / dem Partner? Freunden, Familie, Kollegen? Eigentlich nur eines : wir wollen uns in ihrer Gegenwart wohlfühlen, oder? Im Idealfall fühlen wir uns dann am wohlsten, wenn wir unserem Gegenüber gut tun und dem Gegenüber geht es umgekehrt genauso. Wenn das der Fall ist : Jackpot! Aber wie steht es um die Gewinnchancen zum Jackpot? - eben. Oder mit den Worten John Lennons "Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen."
Manchmal sehen die Dinge aus der Momentaufnahme heraus anders aus, wie Romeos Gedanken beim scheinbaren Tod Julias. (...@ David : Man kann Shakespeare nur dann ganz erfassen, wenn man ihn im klingonischen Original gelesen hat...). Manchmal sehen die Dinge aus der Distanz anders aus, wie Murphy Coopers Blick zurück aufs Leben am Ende des großartigen Films "Interstellar". Manchmal verändern sich auch die scheinbar starren und gesetzten Rahmenbedingungen, nur um dann preiszugeben dass sie eigentlich immer schon ganz anders waren, wie in "Wayward Pines". Things change. People change. Dann ist das aber so eine Sache mit dem Wohlfühlen.
Kleiner Exkurs: warum ist McDonald's so erfolgreich? Wegen der Qualität? Habt ihr mal die Abbildungen auf dem Flatscreen über dem Kopf des unzureichend geduscht und schlecht gekämmten Sytemgastronomiefacharbeiters mit dem jämmerlich zusammengepappten Fett- und Kohlehydratkonglomerat verglichen, das da in der Pappschachtel versucht, dem unnatürlich beschleunigten Verfallsprozess zu entgehen? Warum fühlen sich Menschen beim Anblick der Logos von Starbucks, Sparkasse und Aral so besonders wohl? Weil die Bohnen besser, der Kaffee heißer, die Produkte begehrenswerter und das Benzin reiner sind als wo anders? Die Liste erfolgreicher Marken und Produkte ließe sich ewig fortsetzen. NEIN. Es geht immer nur um Eines: Gewohnheit! Schon meine Oma wußte es, "Der Mensch ist ein Gewohnheitstier!". Und wenn wir auf Gewohntes treffen, fühlen wir uns wohl. Deshalb gehen alle zum Restaurant 'Goldener Bogen'. Weil wir wissen, was uns erwartet. Aussehen. Preis. Atmosphäre. Angebot. Immer gleich und austauschbar wie die Fußgängerzone einer beliebig austauschbaren Stadt in einem beliebig austauschbaren ehemals 'neuen' und schon lange marketingtechnisch volldeutsch annektiertem östlichen Bundesland. Überall gleich. Und überall gleich erfolgreich. Denn Gewohnheit ist der Schlüssel. Scheinbar. So zieht uns das äußere Erscheinungsbild der genannten Burgerbräterei mit immer gleicher Macht von Autobahnen und Landstraßen, spült uns wie magisch an die bekannten Bestellterminals, nur um uns nach erfolgreichem Bezahlvorgang auf unbequemen Sitzmöbeln unter geplant (!) zugigen Lüftungsöffnungen daran zu erinnern, dass wir eigentlich, hoffnungslos prä-adipös und mit einer Überdosis hochverarbeiteter Lebensmittel zugedröhnt, gehen wollten , um neuen Konsumopfern Platz zu machen. Aber wir haben das gekriegt, was wir erwartet haben. So sieht Glück aus ("Rülps").
Ende des Exkurses, Danke für die Geduld. Wir waren beim Wohlfühlen. Der Grund dafür wurde mit 'Gewohnheit' identifiziert. Wir lieben, wenn man uns Gewohnheit gibt. Verlässlichkeit. Berechenbarkeit. Nun fällt ein gewisser mitteilungsbedürftiger, ungekonnt modelierter, angegrauter und mit einem nur - nicht überraschend - äußerst überschaubaren Freundeskreis ausgestatteter und eher in einer unsteten Wellenbewegung durch die See der Emotionen stampfender, bestenfalls vergleichbar mit Ishmael auf der Piquod, stets den Blick zur unerreichbar scheinenden Golddublone am Hauptmast gerichteter, Versicherungsfuzzi hier natürlich aus dem Rahmen. Denn ich halte es gern mit Tele5, jenem Sender, der Klassiker wie "Sharknado 3" aus dem Mief der Videothekenausschussgrabbeltische zurück auf die Mattscheibe und mittlerweile zu echtem Kultstatus gebracht hat, bei der eine Ausstrahlung von "Schlefaz" mittlerweile von Yuppies wie Querdenkern in ausufernden Filmparties gefeiert wird : "Anders ist besser!"
Und damit definiere ich meinen eigenen Standpunkt - wer hätte es gedacht - mal eben komplett neben der Norm, fernab jeder Gewohnheit und oft weit weg von dem, was mein Gegenüber von mir erwartet. Mein Glück kommt, wenn meine Neugier befriedigt und sie immer aufs Neue geweckt wird. Und MEIN höchstes Gut ist Toleranz. Wirklich. Denn es liegt in der Natur der Sache, dass ich mein Gegenüber akzeptiere. Auch wenn es sich ändert oder ungewohnt reagiert. Höchststrafe? Wenn ich erkenne, dass ich selbst mein Gegenüber, meine Partnerin, meinen Kollegen, vorab in eine Schublade gepackt und eben nicht tolerant akzeptiert habe. Und umgekehrt ? Probier es aus ! Sei intolerant. Akzeptiere die Macken Anderer nicht. Nimm meine nicht als das an, was sie sind : meine besondere Eigenheit, die zu mir gehört wie mein krummer Fuß, und schlimmstenfalls versuche mich umzukrempeln, weil Du "das Potential in mir siehst" und Du verlässt das Spielfeld wie der geschlagene Bauer durch den letzten Zug Deiner Spielfigur. Da kann ich nix machen. Da springe ich auf wie Hans Landa nach Tarantinos beeindruckender Kunstpause für Diane Kruger in "Inglourious Basterds". Oops. Übergetreten! Du betrittst die Welt des Schmerzes, Jesus! Things happen.
Und so scheitert Kommunikation. So enden Beziehungen. So gerät man auf die Warteliste bei "Bitte melde Dich". So werden mögliche Lebensweichen verbogen und verriegelt, bevor der chinesische Western Union Zwangsarbeiter den letzten glühenden Splint in die frische Schiene eingeschlagen hat. Ich hoffe, die Menschen, die mir in meinem Leben begegnet und an meiner Art verzweifelt sind, allen voran natürlich meine Partnerinnen, verzeihen mir das, falls es vorgekommen ist. ALS es vorgekommen ist. Ich kann eine große Konstante sein. Ich bin zuverlässig. Aber Gewohnheit kann ich nicht liefern, bis ich dort bin wo William Munnys Frau schon vor seinem Ritt nach Big Whiskey war, sorry. Und damit werden die meisten Menschen in meiner Gegenwart kein klassisches "Glück" finden, außer sie sind offen. Für die Welt. Für Anderes. Für Andere. Für mich. Danke denen, die bis hierher durchgehalten haben. Aber ich verspreche, ich werde immer neugierig sein. Und es wird sicher nicht langweilig. So oder so. Legen wir los.