
An Tagen wie diesen ist es wieder Zeit für das Sourcountry Survival Chapter (SSC). Sei gegrüßt, Zugereister! Es ist wundervoll hier und es gibt viel zu sehen. Es ist ab und an schon mal nötig, inne zu halten, die Umgebung ausgiebig zu scannen und verborgene Wahrheiten auszumachen, Rhythmen und Abläufe zu identifizieren, die unser Leben im Verborgenen beeinflussen. Auch und gerade im Sauerland. Ich bin nicht "Mutter" von der Weyland Corporation, aber ich kann die einen oder anderen versteckten Signale empfangen und möchte gern allen im mysteriösen Olpe-Dreieck gestrandeten Zugereisten eine bemühte Steuerungshilfe in nur scheinbar dunklen Zeiten sein.
Zur Zeit machen uns die ungefragt hineingeblasenen Sahara-Temperaturen das mitteleuropäisches Klima gewohnte Leben schwer, denn es ist tagsüber heiß. Es ist sehr heiß. Die gewöhnlichen Menschen, aber auch der sich durch seine tradierten und selbst erarbeiteten, oft für viele unverständlichen, Spannungsbogenegalisierungstechniken der herausfordernden Umgebung in der Regel besser angepasste Homo Wollus Radicalensis, sind bemüht, die eigene Körpertemperatur auf ein erträgliches Maß herunter zu fahren, wozu regelmäßig, zunächst scheinbar offenkundig vergleichbare, regional strategisch günstig verteilte Regenerationspunkte wie Eisdielen, Getränkeausschänke und als Familienfeiern getarnte Kaltgetränkevernichtungstreffen angesteuert werden. So erscheint es dem naiv-unaufmerksamen Zugereisten als ein natürliches, harmloses und frei von Sekundärintensionen umgesetztes Vorgehen, wenn er sich in der Schlange an einer Eisdielentheke, scheinbar selbstverständlich, zwischen den ebenfalls anstehenden Sauerländern unterschiedlichsten Typs anstellend wiederfindet, um saisongeprägtes Außer-Haus-Speisegelat zu erwerben, das nur dann den eigenen Qualitätsanspruch erfüllt, wenn es wenigstens einmal während des Herstellungsprozesses den, offensichtlich Hochwertigkeit generierenden, produktimmanenten südeuropäischen Migrationsqualitätshintergrund einbrachte.
Dabei befindet sich der ahnungslose Zugereiste unbemerkt in einer soziopsychologisch regionalen Trainingsmassnahme, die der Sauerländer unter geduldeter Einbeziehung der, in der Regel restjährig südalpin beheimateten und sauerländisch gesettelten, frostproduktgenerierenden, Devisenerzeuger, klammheimlich zur Sicherung des Fortbestandes der eigenen Art durchführt. Der historische Grund hierfür liegt lange zurück. In Zeiten, als das Sauerland noch weit weniger erschlossen war als heute, zu Zeiten also, als noch nicht die fehlende Dreispurigkeit von regelmäßig Schwerlastverkehr aufnehmenden Bundesstraßen, das offenbar willkürlich und vermutlich am Gehirnzellenaktivitätenscan eines Demenzkranken orientierte Mobilfunknetzloch-Verteilungsschema oder die noch immer ungeklärte mangelhafte Alkoholgetränke-Versorgungsabdeckung der interdörflichen, brauchtumsfreien Brachflächen zwischen zwei Ortsausgangsschildern die dominierenden Themen waren, sondern die physische, zeitnahe, Erreichbarkeit der Örtlichkeiten selbst, die Interaktion mit anderen Menschen zu selbst grundlegenden menschlichen Bedürfnisthemen im Zentrum der Aufmekrsamkeit stand.
In jenen Zeiten, als es noch nicht um die Rekultivierung von Wolfspopulationen im Sauerland ging, sondern sich eher die Wölfe untereinander aufgeregt berichteten, wenn sie wieder einmal Menschen entlang der Lenne gesehen hatten, die sich möglicherweise ansiedeln könnten, in eben jenen Zeiten konnte es bei den üblichen meteorologisch begründeten lokalen Störfaktoren wie Starkregen, Einschneiung und dürrebedingter Wanderwegverödung schon mal kritisch um die kurzfristig erfolgreiche Umsetzung von Sozialkontaktzielen, den mittelfristig spannungsabbauenden Austausch von angestauten Körperflüssigkeiten und damit langfristig die Fortpflanzung und den Erhalt der Art selbst stehen.
Die Sauerländer beiderlei Geschlechts, aber vorangig die offenkundig männliche Bevölkerungsschicht, weithin gut an den rot-weiß karierten Button-Down-Hemden aus regionalem Durabilitätszwirn erkennbar, mussten effektivitätsgetrieben zwangsläufig lernen, alle Aufmerksamkeit und Anstrengung auf die erfolgreiche Platzierung der eigenen gebündelten, Vorteile legen, wollten sie beim oft hölzern ungelenk abweisenden und in der Regel von objektiv finanziell und gewohnheitsorientiert immobilienbesitzgetriebenen, weiblichen Sauerländer zum sprichwörtlichen Schuß kommen und den Fortbestand des eigenen Nachnamens sichern.
In generationsübergreifenden Selbstversuchen,die man heute wohl unter dem Begriff „trial and error“ fassen würde, erkannte der Sauerländer, gewohnt nachhaltig aber diesmal in der Umsetzung doch schmerzhaft, daß die unaufgeforderte, oft hektische und unempathische Frontal-Präsentation der eigenen primären Geschlechtsmerkmale beim weiblichen Gegenüber in der Regel nicht zum gewünschten Erfolg führt. Dies gilt im übrigen auch heute noch, was jedoch unterjährig von, anlässlich der Schützenfeste offenkundig enthemmt alkoholisiert agierenden Sauerländerinnen regelmäßig in Frage gestellt wird. Dies führt immer wieder zu unangenehmen Missverständnissen mit gürtelabwärts unbekleideten männlichen und gänzlich hilflos betroffenen Teilnehmern der Festivität hinter unschuldig genoppten PE-Planen nächtlicher Schützenfestzeltbespannung.
Aber zurück in die sauerländer Sozialtrainingsmassnahme der Neuzeit. Instinktiv spürt der sauerländische Mann, dass er unterjährig, vor allem in den heißen Sommermonaten, wo die -sei es auch nur von ihm vermutete- Kopulationswilligkeit der ortsansässigen Frauen am höchsten zu sein scheint, oder aber wenigstens aufgrund deren spärlicher Bekleidung augenscheinlich leichter zu erreichender Unter- und Oberkörperaufmerksamkeitsbindungspunkte offenkundig sind, an seiner Außenwirkung arbeiten muss. Der durch das raue Landleben geprägte, wortkarge pragmatische Sauerländer ist arterhaltungsgetrieben gezwungen, seine sanfte Seite auf den Punkt abrufbar zu machen und dem weiblichen Gegenüber situationsangepasst zu demonstrieren, dass der offensichtliche, überlebensfähige Vin Diesel-Typ aus der Rolle des „Riddick“ messbare und begehrenswerte Anteile eines George-Clooney-Gens beinhaltet. Dies muss natürlich trainiert werden, will der paarungsbereite Sauerländer bis zum Erreichen der kalten Wintermonate eines der wenigen verfügbaren Weibsbilder zum allabendlichen körpergestützten Vorheizen seiner Daunenbettuntergrenze bewegen.
So kommt es, dass gestandene Mannsbilder, Sauerländer von echtem Schrot und Korn, altersunabhängig und frei von sozialem Dünkeldenken, teilweise geprägt von unbändigen Lebenserfahrungen aus ihrer Zeit in wilder Ödnis des angrenzenden Siegerlandes oder sogar nur haarscharf überlebten Mehrtagesmännertouren am Hohen Knochen, thestosterontropfend männlich hart und einträchtig, allein vom gemeinsamen Ziel getrieben, ihr Speiseeis als „Bällchen“ bestellen, statt, wie bundesweit üblich, „Kugeln“ zu ordern. Auf die Spitze getrieben und absolute Professionalität im Trainingsmodus demonstrierend, wird die verbal eingebauschte ehemalige Kugel , die nun als verharmlostes „Bällchen“ die Outhouse-Theke überqueren wird, im Großteil der beobachteten Fälle sogar statt „in der Waffel“ hier dann „im Hörnchen“ bestellt. Profis erkennt man hier schnell am sanft und zärtlich geflüsterten Wortklang bei der Bestellung von "Bällchen im Hörnchen", während unsichere Amateure oft kurzfristig auf die neutrale Formulierung „im Becher“ ausweichen, ähnlich einem kapitulierenden Seepferdchenanwärter beim Erstkontakt mit dem Zehnmeterbrett. Mittelfristig ist die Versoftung der Artikulation jedoch offenbar von nachhaltigem Erfolg geprägt, wie die steigenden Bevölkerungszahlen nördlich der siegerländer Badlands beweisen.
Und so zeigt sich dem eingeweihten zugereisten Beobachter einmal mehr, wie energisch, zielorientiert zärtlich und umsichtig der Sauerländer den Erhalt der eigenen Art vorantreibt,selbst in so kleinen Sekundärabläufen wie dem Bestellen einer Kugel Eis in der Waffel. Man hält unwillkürlich inne, atmet tief durch und staunt : Nee, watt schön hier!