
Da sind wir wieder. Zeit für ein Statement. Was soll man sagen...
Nein. Stop.
Was soll ICH sagen. Die Verwendung von "man" mit einem "n" ist etwas für zögerliche Situationsumschreiber, die sich nicht eingestehen wollen, dass sie sich selbst meinen. Ich bin gemeint und dass muss auch gesagt werden dürfen, bin doch keine Pussy.
Was soll ich also sagen. Ich bin schon wieder außer Gefecht. Germanys Next Clinic Model, Destruction Island. Bigfoot wurde neulich im Kreis Soest
gesehen.
Stell Dir vor, Du hast gerade eine heftige Wurzelbehandlung überstanden, die Du schon lange vor Dir her geschoben hattest. Nach Wochen voller Schmerztabletten ging es letztendlich einfach nicht mehr und Du hast es durchgezogen. Zwei Stunden auf dem ungeliebten Stuhl, eklige Spritzen, grelle Lichter, noch schlimmere Schmerzen, seltsame klinische Gerüche und geschwollene Wangen. Absolute Hilflosigkeit und Ausgeliefertsein. Es gilt wie immer "Je attraktiver die Medizinerin, desto größer die Schmerzen." und Du weißt, Du kriegst heute Amals jüngere Schwester. Aber Du hast es gemacht. Und jetzt marschierst Du, stolz und erleichtert, noch leicht taumelig, aus der Zahnarztpraxis. Du bist der Held des Tages und feierst Dich zu Recht selbst.
Nur um im nächsten Moment von einem Laster überfahren zu werden. So fühlt es sich gerade an.
Oder besser : Hast Du "American Sniper" gesehen? Du reißt Dir den Arsch in Ostwest-Afghanistan auf, machst und ißt alles, was man Dir sagt und gibt. Kneifst die Arschbacken zusammen und machst einen tollen Job. Einen großartigen Job. Nur um dann aus den eigenen Reihen umgenietet zu werden.
Diesmal ist Kharma zwar immer noch eine bitch, jedoch erscheint sie in Form von John Cleese, steht vor Dir und ruft "Kommen wir nun zu etwas völlig Anderem."
Luftholen wäre halt schön gewesen, ein wenig die Früchte der geleisteten Arbeit genießen. Tja. Diesmal noch nicht.
Im ersten Moment war ich schockiert und vom wie vom Donner gerührt. Mir war wirklich sehr nach Meat Loafs "Life is a lemon and I want my money back!" und ich kann
das auch vertreten. Aber nach einem schmerzhaften, mehrminütigen, gut geplanten und durch erhebliche drohende Uroflow-Expression motivierten ausgedehnten Wanderausflug ins einenhalb Meter
entfernte Bad, verriet mir ein ungläubiger Blick in den Spiegel nicht nur, dass ich einer der wenigen 27-Jährigen mit vereinzelten, um Aufmerksamkeit ringenden weißen Haaren im Bart bin, sondern
nun auch noch eine massive graue Strähne auf dem Kopf ausbilde, eine unfassbar gut aussehende, sehr männliche Variante natürlich. Aber : eine graue Strähne.
Ich sollte mich also vermutlich, dem Alterungsprozess entsprechend, zusammenreißen, auf meine Fähigkeiten besinnen und das Beste aus der Situation machen. Sorry, Meat Loaf! Wenn Dir das Leben Zitronen gibt, mach Limonade draus! (Ich bin mir sicher, Sternchen hat nach dem ersten Schock auch schon alle meine Alleinstellungsmerkmale in ihr Netzwerk geschüttet und googelt bereits eine bundesweite Marketingstrategie für "Shepherds Lemon" zusammen) .
Wenn also der letzte Deep Impact mir die Farbe aus den Spitzen gesogen hat, muss es ja für etwas gut sein, denke ich. Nein. ENTSCHEIDE Ich ! Oder um beim Bild von vorhin zu bleiben : wenn Du eh´ schon unterm Laster liegst, schau doch mal, ob Du nicht auch noch das Differential schmieren oder die Achsmanschette wechseln kannst
In solchen Momenten trennen sich Mann und Maus. Ohne Witz. Zwar bin ich gerade ans Bett gefesselt. Aber auch der SITTING Bull hat letztlich General Custer
besiegt. Wichtig ist halt nur, dass Du kein Ochse bist und noch Cochones hast.Ob der Bulle laufen kann, ist unwichtig.
Es erfordert aber, ernsthaft, schon Einiges an Anstrengung, jetzt nicht in depressive Lethargie zu verfallen und sich der Situation zu ergeben. Überall Frauen in Uniform, Vollverpflegung und, soviel weiß ich, ein BTM-Schrank im Nebenraum. Alles drei keine interessanten Optionen.
Dennoch. Ich stelle fest, dass ich mich jetzt da nur selbst raus manövrieren kann. Und wieder nageln wir die lockende Golddublone an den gischtumtosten Hauptmast, arretieren unser elfenbeinfarbenes Walknochenbein in einem Astloch der Deckplanken und blasen zur Attacke auf die Bestie. Aber nicht in blindem Haß und Eifer, sondern bitte mit Stil!
Und so hänge ich mein JBL Flip3 an den Tropfständer, aus dem beständig Antibiotikum in meinen Zugang läuft und starte Spotify. Ich kann nicht raus? WTF?! Egal. Play. Es dröhnt "Wouldn´t it be nice" von den Beach Boys durch das Zimmer und die Sonne fragt persönlich durch die ADO-Goldkante, ob sie auf die Party darf. Ich könnte auch Lana del Rey abspielen, aber ich habe gerade keine Schnürsenkel, an denen ich mich aufhängen kann. Sorry, alles Klett.
4 Minuten später ist meine Laune schon deutlich besser. Ich kann mich zusammenreißen und konzentrieren.
Mal sehen. Wo ist mein opportunistisch-kreatives McGuyver-Gen? Die haben mir zwei Flaschen stilles Wasser hingestellt. was soll ich denn damit? "Nicht trinken! Fische machen Liebe darin!" sollte darauf gedruckt sein. Wo sind die verbraucherschützenden Warnhinweise, wenn man sie braucht...Aber jetzt? Ich kann vielleicht nicht herum oder vor mir selbst weglaufen, aber dann mach ich eben ein bißchen Sport mit den beiden grünen Pullen der Verdammnis. Kein Koffein und kein Bügelverschluss, aber jede circa ein Kilo schwer, perfekte Hanteln für den Anfang. Chaka!
Und so sitze ich auf dem Bett und pumpe unfassbare tausend-Grämmer, während mittlerweile die Motown-Playlist "Ain´t no mountain high enough" aus dem Speaker schüttet.
Die Tür öffnet sich einen Spalt weit und eine Schwester linst herein. Ich sehe sie hinter der FFP2 deutlich grinsen,als sie wortlos die Tür wieder zu
zieht.
Nachher schreibe ich noch ein bißchen. Zeit für ein Statement, ich bin vielleicht hier, aber immer noch da.