
Stell keine Fragen !
Da sind wir wieder. Zeit für ein Statement. Lang, lang ist es her, ich weiß. Aber wie bei dem gleichnamigen Pianisten ist nicht die Wiederholungsquote qualitätsentscheidend. Das ist überhaupt seit dem ersten Einsatz der Gatling-Gun nicht mehr so wichtig. da allerdings hatte es doch erhebliche Auswirkungen. Das endete dann für viele Gegner, lang, lang ists her, eher in einem lauten Wehklagen, also mehr einem ai weiwei.
Außerdem hat ein klettendes Luxustierchen mich wieder in Richtung Perspektivenrand geschubst. Geben wir dem mal nach.
Nun denn. Ich lebe mal wieder auf großem Fuß. Ein kleines Stück meines intrapodologisch rekonstruierten Asteroidenfeldes rechtsseitig muckte rum. Zu diskutieren gab es nichts. "Ich bin groot!" (das ist spät-stan-lee-nistisch für "das muss raus!"). Also schnitten Sie mir die Fußsohle auf, holten das Ding raus, nähten alles wieder zu. Verband drum, Schleife dran. Fertig. Hauptsache, kein Schild am großen Zeh. Schnell und hart wie ein Grundschullehrer-Single-Urlaub in Thailand. Hier spricht auch keiner von Liebe oder stellt dir Blumen auf den Nachttisch. Und es fühlt sich genauso eklig an. Schätze ich.
Das soll auch nicht Thema sein. Ich bin also mal wieder von den Füßen geholt. Kurzfristig und nicht wirklich geplant. Bigfoot wurde in Geseke gesehen. Und hier , im "Hospital zum Heiligen Geist" , setzen Sie mich wieder zusammen. Ich werde ein paar Tage hier bleiben müssen. Ich habe das letzte Zimmer am Ende des Ganges -ganz für mich allein. Innerhalb dieses Ganges bin ich der einzige Pilger. Trotzdem drohe ich wieder einmal, baden zu gehen. Eine Enklave der spirituellen Entschleunigung. Von 100 auf Null ohne psychologische Betreuung. Aber wie in dem indischen Gewässer sollte man auch hier nicht zu oft oder zu lange den Mund aufreißen. Das wäre ungesund.
Es ist wie immer. Es ist jedes mal das selbe : Krankenhäuser sind eine absolute Prüfung für mein darniederliegendes Ego und das kunstvoll herangezüchtete übersteigerte Selbstbild. Nur wird das Rendezvous mit Joe Black quasi ersetzt durch eines mit Jolene White und ihre Amazonen. Ein Heer wunderschöner, lächelnder Kriegerinnen, aufgesammelt vermutlich von imperialistischen Rekrutierungstrupps entlang der A44, in glatt gebügelten , perfekt weiß leuchtenden Uniformen, bar aller überflüssigen Statussymbole oder Devoltionalien, rein und edel, bereit Ihren Teil beizutragen. Eine Geißel meines männlichen Selbstbewusstseins, eine Kasteiung meiner Würde. Selbst aber sind sie eine Ode an die Selbstbeherrschung (gegen die ich mich als meist völlig ungebremster Leidenschaftler seit Jahrzehnten erfolgreich verwehre). Nirgends wird einem die eigene Unvollkommenheit so vor Augen geführt. Hier ist das Streben nach Glück eben nicht vom Will abhängig. Zumindest nicht von meinem! "Gefahr ist real. Angst ist eine Entscheidung!" hat Will Smith auch mal gesagt. Ein Theoretiker, der sich selbst nicht unter Kontrolle hat, wenn Ihr mich fragt! Chris Rock hält sich nachdenklich den Kiefer und nickt leise.
Dies soll Euch eine Hilfe sein, Männer. Eine Unterstützung für all jene, die nach mir kommen. Lasst uns etwas daraus lernen, was mir wieder einmal zustößt. Etwas mitnehmen für die Zukunft. Live, die and repeat! Zusammen können wir es schaffen!
Es geht um Krankenschwestern. Das vermutlich größte Trigger-Risiko für Männer mit einem Faible für Frauen in Uniform. Natürlich gibt es auch noch die Flugbegleiterinnen von Emirates. Oder Polizistinnen. Ich selbst konnte mir eine gewisse Expertise für Bäckereifachverkäuferinnen erarbeiten, was quasi eine Einstiegsdroge sein kann. Eben noch ein Teilchen oder eine Rosinenschnecke und schwupp! Hängt man an der Nadel.
Das hier aber, sind überall die Sirenen der Verdammnis, in Ihre Schwesternkittel gehüllt wie in feinstes Büttenpapier-Origami. Ich selbst habe eine unschön geendete Erfahrung mit einer spanischen Krankenschwester im Portfolio. Darüber möchte ich nicht sprechen, aber ich hing noch, gefangen in uralten Tauen und Harpunen, an ihrer strahlend weißen Haut fest, als wir untergingen. Und ich winkte der Welt zum Abschied wie dereinst Ahab in den Fluten vor Nantucket.
Die Schwestern hier : Es gibt sie in groß. Es gibt kleine. Es gibt blutjunge Dinger und es gibt gestandene Frauen. Es gibt sie in blond, brünett oder schwarz. Und, ja, auch in rothaarig. Wo ist der Fachkräftemangel, wenn man ihn braucht? Es gibt die klassischen Ladies, die scheinbar gerade die Rosenschere im Familiengarten zur Seite gelegt haben um mal eben ein gutes Werk im Hospital zu tun - Halleluja! Es gibt aber auch die tätowierten frechen Biester, die nach einem durchzechten Wochenende "anne Arbeit" rausgeworfen wurden und die noch ihre Stimme irgendwo zwischen Kathleen Turner und Smaug einsortieren. H-A-L-L-E-J-U-J-A!
Die ersten drücken sich immer fein und distinguiert aus, sie könnten vermutlich Shakespeare zitieren, lieben Sudoku und verlieren nie die Kontenance. Während die anderen dir schon beim Betreten des Zimmers den ersten Spruch drücken und keinen Zweifel daran lassen, dass sie genau wissen wer sie sind und was sie wollen. Und wo DU als Mann Dich in der Nahrungskette einzufinden hast. Für beide Arten ist man als Mann hier nur der Punchingball, aus dem sie gemeinsam die Luft raus lassen. Mal mit dem großen Beil, mal mit dem Skalpell. Aber immer langsam und mit Genuss. Sie würden es mit rostigen Löffeln machen, wenn es die Hygienevorschriften zuließen. Deshalb machen sie den Job. Deshalb wollen sie deine Wunden sehen und stecken dir allerlei metallene Gegenstände in den Körper. Und deshalb ende ich immer als ein Scalp am Gürtel der Basterds, würde Aldo Rain sagen. Dabei will ich eigentlich nur der Dude sein, Mann!
Es beginnt wie immer. Ich müsste es besser wissen. Aber es läuft immer gleich ab. Und mein Hirn biegt wieder falsch ab. Immer. Sie betritt den Raum. Irgendetwas ist zu tun. Temperatur messen vielleicht, oder einen Termin durchgeben. Ist mir egal. Ich setze mich auf. Ich stelle mich ein. Ich bin hyper empathisch! Alle Sensoren sind auf feinfühlig gestellt. In Elitepartner wollen Sie mein Foto als Symbol für "Empathie", wir verhandeln noch die Rechte. Sie ist allein mit mir hier, Das kriege ich hin. Mal sehen, wer sie ist. Wie sie drauf ist. Ich bin neugierig, kann es nicht ändern.
Entweder Sie schwebt hier raus und ich bin der alte Mann mit dem Thermometer im Ohr , dann habe ich nicht nur verloren sondern aufgegeben. Oder ich nutze diesen 90 Sekunden Pitch um Eindruck zu hinterlassen. Nicht um sie aufzureißen. Nur für mein Ego. Das liegt am Boden und kann Unterstützung gebrauchen. Eine weiße Amazone, die mich cool findet -das könnte den Heilungsprozess sicher massiv beschleunigen. So gesehen ist es quasi medizinisch notwendig. Nur kein peinlicher Alter sein.
Und ich bin zwar bettlägerig und hilfsbedürftig, aber nicht unbewaffnet. Dr. Soran im Treffen der Generationen hat es mir beigebracht : ich stamme aus einem Volk von Zuhörern. ich höre zu. Das ist meine Allzweckwaffe, durchgeladen und poliert, ready for action. Ich bin der Interviewpartner aus der Hölle, Ladies, die Art Mann, die immer abwechselnd Ron Burgundy und dann "Der Duft der Frauen" schaut.
Ich mache eine beiläufige Bemerkung über ihr Tattoo oder den Namenszug an Ihrer Kette. Ich finde immer ein Detail. Selbst wenn keines da ist, ist genau DAS das Detail. Sie sieht mich überrascht an und ihre Augen verraten mir, dass heute zum ersten Mal jemand sich nach IHR erkundigt hat. Vielleicht seit Tagen. Und das hat ihr gefallen. Noch kein strike, aber ein spare. Das klappt bei medizinischem Personal immer, Zahnarzthelferinnen oder die Ladies am Empfang beim Doc. Sie fragen immer, wie es Dir geht, aber nie kommt die Gegenfrage. Fast nie. Denn es gibt ja noch mich.
Sie scheint verlegen und schaut weg. Ich schlurfe über die Bahn wie Jesus im Big Lebowski, um beim Bowling zu bleiben. Sie verabschiedet sich und verlässt den Raum. Geh ruhig. Erhol Dich. Morgen frag ich weiter. Hinter dieser Tür lauert ein Spitzen-Predator. Mein Ego ist auf dem Level von Blue in Jurassic World. Ich lehne mich zufrieden zurück. Wäre ich der Marlboro Mann würde ich mir jetzt eine anzünden.
Da geht die Tür wie zufällig wieder einen Spalt auf. Ich bin überrascht, konsterniert, unvorbereitet. Viel zu sehr mit meiner eigenen Siegesfeier beschäftigt. Aber während ich im Zirkus Maximus stehe und darauf warte, dass die Menge nach mir ruft ("Massimo Massimo") steht sie in der Tür wie Columbo. Dieser eine Moment, wo er sich umdreht und noch ne Frage hat. Dieser Moment, an dem seine unglaubliche Brillanz zutage tritt. Der Moment, wo der überhebliche Mörder zu Fall kommt und ihm klar wird, dass er die ganze Zeit vorgeführt wurde. Von dem unscheinbaren Wesen im Trenchcoat. So steht sie da. Mir stockt der Atem.
Was hat sie vor? Ich versuche verzweifelt, mich zu konzentrieren, die Waffe wieder zu laden. Die Schlacht ist doch vorbei und ich habe gewonnen? Mir fallen die Patronenkugeln auf den Boden, der Peacemaker hat keine Macht mehr. Die Schlacht am O.K. Coral kann nicht wiederholt werden. Das weiß sie. Das war der Plan. Und ich bin wieder darauf hereingefallen, überheblich und selbstverliebt wie ich bin. Der Vertriebler ist auf einen Testkäufer hereingefallen. Sie sieht mich durch die halb geöffnete Tür durchdringend an. Nichts mehr mit Schüchternheit. Keine Zurückhaltung. Hier zieht sie jetzt die Grenze, setzt mich wieder auf die unterste Stufe der Nahrungskette, als Sie die eine Frage stellt, die jetzt nicht kommen darf. Das eine dramaturgisch völlig fehl gehende Element deutscher Sprache, das mir bedeutet, dass des Krieges Hunde längst entfesselt waren und ich es nicht bemerkte. Idiot ! Denn die Nachtigall war´s , nicht die Lerche. Und sie sieht überhaupt nicht mehr hinreißend aus, sie hat den Charme der Mutter der Goonies. Sie fletscht die Zähne wie die Alien Mother im vierten Teil. Wirklich krass. Und sie sagt : "Hatten Sie Stuhlgang?"
Was kann ich anderes tun als erröten? Was könnte eine mögliche Reaktion anderes beinhalten als ein stummes Nicken? Sie nickt zurück und zieht die Tür zu. Ich könnte schwören, sie hat gegrinst. Mit dem letzten Luftzug rauscht der letzte Rest Testosteron aus meinen Zellen und verdunstet im Nirgendwo.
Schwester : Eins. Ich : Null.
Same procedure as last year miss sofie. Na Danke auch. Der Mülleimer schaut mich an, als wollte er sagen "Hab ich Dir doch gesagt!" Ich hatte wohl nicht richtig hingehört.